In 7 Monaten über 11.000 Km mit dem Fahrrad nach Shanghai

Quer durch Polen

Nachdem ich die Grenze zwischen Deutschland und Polen über die Oder überquert hatte sah alles gleich ganz anders aus. Trotz der Tatsache, dass ich plötzlich kein Schild mehr lesen konnte, kehrte meine Energie zurück. Ein Amen für die vielen Kalorien im McMenü!
Die ersten 15 km liefen super. Ich fuhr mit durchschnittlich 18 km/h die ewig langen Landstraßen hoch und runter. Das Einzige was doch ab und zu ein wenig störte, waren die zahlreichen LKW-Fahrer, die mich mit teilweise übelerregenden Abständen überholten. Besonders lustig ist das dann, wenn der Gegenverkehr näher rückt und man weiß, dass es im Notfall heißen würde ich oder der LKW…. Wer würde da wohl gewinnen? Aber auch die entgegen kommenden LKW s lassen keine Gelegenheit aus ein Überholmanöver zu starten. In solchen Situationen hat man dann die Möglichkeiten entweder in den Seitengraben auszuweichen, oder stur zu bleiben und weiter zu fahren. Dazu muss ich noch folgendes sagen, es ist unglaublich schwer das vollbepackte Fahrrad vom Seitengraben aus neu in Bewegung zu setzen. Also wählte ich nach einiger Zeit Option B und blieb stur. Und man mag es kaum glauben, aber es hilft. Irgendwann fällt Igor dann nämlich auch auf, dass das recht knapp wird und da ich ihm wahrscheinlich keine Delle in seinem neu lackierten VolvoLKW wert bin, bremst er ab und fädelt sich wieder ordentlich hinter seine Kollegen ein. So viel zum polnischen Straßenverkehr!

Als ich dann abends nach insgesamt 60 km anfing müde zu werden, suchte ich nach einer passenden Bleibe und keine Minute später sah ich ein Schild welches ein Motelzimmer für 15 Euro anbot. Wer kann denn zu so etwas schon nein sagen?
Mit der Hilfe eines australischen Polen bekam ich dann ein Zimmer für 23 Euro. Das Fahrrad wohnt ja auch mit…
Am nächsten morgen kam ich mit der netten Dorota ins Gespräch, die sofort von meiner Idee begeistert war und sich meine Website zeigen ließ. Als Krönung auf das ohnehin schon üppige Frühstück gab es dann noch ein bisschen was für unterwegs. Danke dafür!

Der dritte Tag verlief leider sehr regnerisch. Das schlechte Wetter spiegelte sich dann auch auf meine Motivation ab, die immer tiefer sank. Zum Glück half mir das Mittagessen damit neue Power zu finden. Ich habe vorher noch nie erlebt, dass Essen so einen riesigen Effekt auf mich haben kann. Ich fuhr also tapfer weiter durch den Regen, bis es am Spätnachmittag anfing aufzuklaren. Das Wetter meinte es wieder gut mit mir! Mein Navigationsprogramm nicht… Es schickte mich auf die abgelegenste Straße die es finden konnte. Holpersteine und Sand. Also durchgerüttelt werden oder im Sand ständig durchtreten? Ich kann euch sagen, beides ist scheiße!


Nach 75 km musste ich dann notgedrungen in einem Waldstück zelten, da ich nichts anderes fand. Ich gehöre eigentlich nicht zu der Sorte, die angst im Wald haben. Aber ganz alleine 500 Meter von der nächsten Straße entfernt im dunklen Wald zu hocken ist schon eine Sache für sich.

 

Heute am vierten Tag lief es anfangs sehr gut, dafür dann am späteren Tagesverlauf nicht mehr. Als ich los fuhr schien die Sonne und es war herrlich warm. Perfektes Fahrradwetter. Je näher ich Posen kam, desto häufiger wurden riesige Baustellen, die oftmals den Verkehr auf eine Straßenseite zusammenlegten. Bei der ohnehin schon engen Straße war dann erst recht kein Platz mehr für einen Fahrradfahrer. Nichtmal die polnischen LKW s konnten mich mehr überholen und so fuhr ich so schnell ich konnte mit meinem Esel die Straße entlang. Auch wenn mich zum Glück keiner von ihnen an hupte war es doch sehr unangenehm, vor allem wenn es bergauf ging und sich meine Geschwindigkeit halbierte. So ging das den halben Tag lang, bis ich völlig fertig in das Dorf Opalencia kam. Dort war dann plötzlich alles gesperrt. Ich fuhr zwei mal andere Straßen entlang, realisierte aber, dass diese ganz woanders hinführten, oder viel zu lang waren. Ich konnte es also vergessen an diesem Tag nach Posen zu fahren. Natürlich gab es um die Stadt keinen geeigneten Platz zum zelten, also suchte ich ein Motel. Das einzige was mir sowohl von Navitel als auch von Anwohner vorgeschlagen wurde, war ein Luxus Spa Hotel. Wahrscheinlich nicht unbedingt mein Reisebudget…
Völlig entnervt rief ich Florian an, der mir eine Bahnverbindung suchte, mit der ich die verbleibenden 25 km nach Posen fuhr. Danke dir.
Hier muss es doch ein Motel/Hotel geben. Pustekuchen! „Tut mir leid, wir sind ausgebucht, Sie sind uns zu dreckig, wir haben nur Zimmer ab dem Preis X…“  Ich war am kotzen. Beim vierten Anlauf im Novotel gab es dann ein ja. Leider etwas teurer als geplant, aber das war mir so egal.
Nach dem ich mir eine Dusche gegönnt hatte, ging ich in die Stadt. Irgendwann viel mir auf, dass ich leicht am humpeln war. Mein linker Fuß fing an ab und zu ohne Sinn zu verkrampfen und weh zu tun. Also begab ich mich ins nächst gelegene Restaurant… Dieses mal wirklich leider, war es ein McDonalds. Die umliegenden Restaurants sahen mir zu teuer aus. Als ich mich hinsetzte und mein Geschenk zum Menü ( ein Coca Cola Glas ) meiner Sitznachbarin schenkte, kamen wir ein bisschen ins Gespräch. Ihr Name war Iwanka und sie studiert hier. Es tat wirklich gut sich mal wieder mit jemanden für länger als nur 5 Minuten zu unterhalten.
Gerade eben bin ich wieder Im Hotel angekommen und gehe jetzt schlafen.
Erfreut euch an den schönen Dingen wie Betten, Duschen und einer warmen Wohnung. Vieles lernt man erst schätzen wenn man es nicht mehr hat. Und das kann ich schon nach 4 Tagen sagen.

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13 Kommentare

  1. Nicola April 7, 2017

    Hi Sid,
    von Kai weiß ich ja schon seit längerem von Deinem Vorhaben. Nun sitze ich hier und lese ganz gebannt Deine Berichte.
    Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und bewundere Deinen Mut zu dieser Reise.
    Viele Grüße aus Südafrika schickt Dir Nicola

  2. Almuth April 4, 2017

    Hi ,hallo lieber Sidney….Deine Beschreibungen sind super gelungen ich sende Dir Mut, Kraft und viel gute Laune …. hoffentlich ohne Zwischenfälle…gutes Wetter …. Deine Almuth

    • sidney April 4, 2017 — Autor der Seiten

      Hallo Almuth,
      vielen lieben Dank für dein Kommentar und die netten Wünsche.
      Sid

  3. Christof April 3, 2017

    ….wie sitzt es sich auf den geröteten Backen;-) Ich freue mich auf deine weiteren Berichte, lieber Sidney! Herzlichen Gruß und allzeit Gute Fahrt wünscht dir Christof

    • sidney April 4, 2017 — Autor der Seiten

      Hallo Christof,
      danke für die nette Nachricht. Die neuen Berichte kommen sicher bald. Ist halt immer eine Frage des Internets.
      Sid

  4. Ludwig April 2, 2017

    Hey Sid,

    liest sich wirklich schön, Dein Blog. Weiter so und viel Spaß die nächsten Wochen 🙂

    • sidney April 4, 2017 — Autor der Seiten

      Hi Ludiwg,
      danke für deine Nachricht. Den Spaß werde ich sicherlich haben 😉
      Sid

  5. Ralf April 1, 2017

    Hallo Sidney, viele Eindrücke werden kaum andere Menschen so je erfahren! Du bist jetzt schon mit Erkentnissen gesegnet und hast gerade angefangen! Keep the head up.
    Wünsche Dir viel Energie.
    Liebe Grüße
    Ralf

    • sidney April 4, 2017 — Autor der Seiten

      Hallo Ralf,
      danke für die nette Nachricht. Das mit den Eindrücken stimmt wohl leider, aber ich versuche es ja auf „Papier“ zu bringen und zu filmen.
      LG Sid

  6. Ulf April 1, 2017

    Min käraste Sidney.
    Jag är imponerad av att du utmanar ett så häftigt äventyr. Det säger mig mycket om din starka personlighet, som jag redan tidigare beundrar. Min erfarenhet av cyklism är Bjärred till Lund,
    11 km, för att gå i ferieskola efter usla terminsbetyg. Alltså, noll motivation. Det är intressant att följa din blogg. Proffs som skribent vill jag säga att du behandlar språket mycket fint. Så att läsaren känner sig närvarande på din resa. Det finns en regel för journalister: Den som har något att berätta skriver väl. Utan, blir texten ett hantverk utan vingar. Som från din förstadag, jag tycker så mycket om dig. Kram och Bon continuation.
    Morfarn.

    • sidney April 4, 2017 — Autor der Seiten

      Hej min kära Ulf,
      tak för dena fyna meddelande, jag blev väldigt glad. 11 km är inte so doligt. Det är mer en dom flesta kör med cyceln.
      O tak so micket för komplimangen 😉
      din Sidney

  7. kai April 1, 2017

    Hallo Sidney. Toller Bericht. Bin stolz auf Dich!!! Puss kai

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