In 7 Monaten über 11.000 Km mit dem Fahrrad nach Shanghai

Anstrengung, Kasachstan und Gastfreundschaft

In Saratow legte ich dann einen Ruhetag ein. Dieser war auch dringend nötig, um meinem Körper etwas Ruhe zu gönnen. Seit einigen Tagen habe ich stärker werdende Schmerzen in meinem Rücken und meinen Knien. Diese sollten auf den Weg nach Kasachstan nicht besser werden. Am Morgen, als ich los, fuhr wurde ich von dem halben „Hostel“ verabschiedet. Sie standen an der Tür und winkten mir noch hinterher. Eine Stunde vor meiner Abfahrt hatte es angefangen zu regnen. Dieser wurde mittlerweile immer schlimmer. Das Resultat war, dass die geneigte (am Ufer) liegende Stadt voll Wasser lief und es durch die Straßen Richtung Wolga schoss. Das war der bisher stärkste Regen, den ich auf meiner Tour erlebt habe. Nach einigen Minuten war ich nass und voller Schlammwasser. Jedes vorbeifahrende Auto zog eine 1 bis 2 Meter hohe Welle mit sich, die mich von jeder Seite traf. Da halfen die Regenklamotten auch nicht mehr.

Meine tollen Tütenregenhandschuhe

Nach einer Stunde hatte ich die Stadt dann endlich verlassen. Erstaunlicherweise war ich trotz der Strapazen motiviert und gut gelaunt. Mit leichtem Rückenwind (ausnahmsweise) fuhr ich an diesem Tag in Richtung Grenze. Von Saratow bis zur Grenze waren es noch 300 Km. Vier Tage würde ich dafür brauchen. Gegen 14 Uhr hielt ich in einem kleinen Cafe und bestellte mir einen Chai (landestypischer Tee) und eine mit Fleisch und Gemüse gefüllte Teigtasche. 10 Minuten später saßen noch 5 weitere Personen an meinem Tisch. Einer konnte sogar einige Worte deutsch. Wieder wurde ich über meine Tour ausgefragt, bis das Interesse auf mein Handy fiel. Ein klobiger Klumpen, der nicht sehr schnell ist, dafür robust. Das sahen die aber anders. Das Top Angebot lag bei umgerechnet 28 Euro und einem alten weißen Samsung Handy mit zersplitterten Bildschirm. Ich muss zugeben, dass ich bei so einem großzügigen Angebot sehr mit mir am ringen war…
Die Straße wurde nach und nach immer schlechter. Teilweise war es so schlimm, dass ich selbst bei 10 km/h Angst um mein Fahrrad hatte. Es lagen drei bis vier verschiedene Teer-Sorten übereinander und trotzdem waren alle zerbröckelt und kaputt. Mitten auf den Straßen waren plötzlich 10 cm tiefe Löcher.

Leider spiegelt das Foto die Realität nicht wirklich wieder….

Ich musste höllisch aufpassen, da nicht reinzufahren. Es regnete die ganze Nacht lang. Mein Zeltplatz entwickelte sich zu einer wahren Matschgrube. Alles war von einer dicken Matsch- und Lehmschicht bedeckt. Dieses Zeug klebt wie sau und man bekommt es nicht mehr ab. Ich habe neben einem Dorf hinter einem Wall, 300 Meter neben der Straße übernachtet. Der Weg über den Matschweg zurück zur richtigen Straße wurde zu einer Tortur. Sofort fraß sich die Erde in meine Räder und sammelte sich unter den Schutzblechen. Das Hinterrad blockierte nach einer Minute komplett. Wenn ihr mir eins glauben könnt, dann das es schier unmöglich ist, ein Fahrrad dieser Gewichtsklasse mit blockierten Rädern zu schieben. Ich versuchte es zu tragen, doch weiter als drei Meter kam ich nicht. Es war zu schwer. Ich war frustriert. Was sollte ich machen? Ich bekam es einfach nicht mehr auf die Straße zurück. Über eine halbe Stunde habe ich letztendlich gebraucht, um das Fahrrad zur Straße zu bringen. Dort brauchte ich weitere 30 Minuten um es sauber zu machen. Meine Schuhe waren Lehmklumpen. Die feuchte Masse war auch ins Innere gelangt, sodaß ich mit nassen Füßen weiter radeln musste. Ich habe spezielle Schuhe, mit denen ich mich in die Pedale „einklinken“ kann. Das konnte ich bei einer 2 cm dicken Matschschicht unter der Sohle vergessen. Aber auch das normale Treten ging nicht. Ich rutschte auf den Pedalen hin und her und bekam keinen Halt.

Meine Motivation war wieder weg. Den Rest des Tages fragte ich mich, wie es sein konnte, dass ich so ein Pech mit dem Wetter hatte. Jeder andere, der diese, oder eine ähnliche Tour gemacht hat, hatte zu diesem Zeitpunkt Sommer. Ich hatte 15 Grad C. und fast jeden Tag Regen. Seit ich losgefahren bin, hatte ich ohnehin fast jeden Tag nur Regen (die eine Woche bei Moskau und Woronesch mal außen vor gelassen). Es ist, als würde eine dicke Regenwolke permanent über mir hängen. Ein schlechtes Omen? Fast jeden Abend baue ich das nasse, matschige Zelt auf, ziehe meine nassen Ersatzklamotten an und lege mich in meinen klammen Schlafsack. Davor hatte ich keine Ahnung was es heißt richtig nass zu sein. Klar jeder hat mal im Regen auf den Bus gewartet oder so, aber dann hat man zuhause geduscht und sich aufs Sofa gelegt. Diese für uns so selbstverständliche Umgehensweise , kam für mich nicht in Frage. Es gab ja keine Alternative. So kam es, dass ich oftmals mehrere Tage hintereinander dauernass war. Ohne trockene Wechselklamotten, einer warmen Dusche, oder allein schon eine warme Wohnung. Ich glaube, dass man sich das nicht wirklich vorstellen kann, wenn man es nicht selber mal miterlebt hat. Ich habe diese Erfahrung jetzt länger als genug sammeln müssen. Ich habe keine Lust mehr. Die Wetterlage reißt mich oft in tiefe Löcher, die es zu einer Qual machen, morgens aufzustehen und weiter zu fahren. Da kommt dann immer die Frage auf: Wozu das Ganze? Reicht es nicht, bis hierhin gekommen zu sein? Vielleicht soll es einfach nicht sein…. Dazu hat der Wind am zweiten Tag gedreht. Er bläst mir jetzt wieder von Osten ins Gesicht. Das war zu viel für mich. Jeder Mensch hat eine seelische Belastbarkeitsgrenze. Meine war an diesen Tagen erreicht. Die Straße machte keine Anstalten besser zu werden. Stattdessen verschlechterte sie sich immer weiter. Kaum denkbar, dass das eine der wichtigsten Handelsrouten zwischen Russland und Oral war. Plötzlich begann es so stark zu regnen, dass man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Selbst die Autos hielten an, da sie nichts mehr sahen. Das war ein wahrer Monsunregen. Dieser dauerte glücklicherweise nicht sehr lange an und so ging es weiter. Die Autos fuhren durch die Pfützen, die sich zwangsläufig gebildet hatten und schafften es mich wieder komplett zu durchnässen. Ich war gebrochen. Ich war das erste mal auf dieser Tour kurz vorm Weinen. Ich hielt das nicht mehr aus. 2 Monate Dauerbelastung und dazu täglich Regen. Der Zustand meines Rückens und meiner Knie hatte sich weiter verschlechtert. Jede Bewegung hat weh. Am Nachmittag des dritten Tages, pausierte ich irgendwann am Nachmittag neben einem Feld. Erst nach einigen Minuten registrierte ich, dass da riesige Wohnmobile oder Lastwagen standen. Davor stand ein kleiner dicker Mann der mich heran winkte. Ich beschloss dem Winken zu folgen. Beim Näherkommen bemerkte ich, dass das Gefährt ein Wohnmobil war, welches einen umgebauten Zirkuswagen zog. Dieser war voll mit Bienenstöcken. Er lud mich auf eine warme Kartoffelsuppe und einen mit Honig getränkten Kaffee ein. Eine sehr willkommene Abwechslung. Alex fuhr mit seinem Sohn, einem Freund und diesem Gefährt durch Russland um Honig zu sammeln. Sehr lustige Idee. Bei der Verabschiedung kam er dann mit einer riesigen Tuperbox voller Honig an. Das war unfassbar nett gemeint, aber ich war nicht in der Lage einen halben Liter Honig zu transportieren. Das verstand er und so wurde ich herzlich verabschiedet und fuhr weiter.


Am Abend wurde ich von einem Mann vor einem Cafe herangewunken. Er war offenbar der Chef dieses kleinen Etablissements und befahl dem Koch mir einen Tee und etwas zu Essen zu bringen. Die Gastfreundschaft in der Gegend war unglaublich. Generell hupten mich immer mehr Leute an und winkten freundlich je näher ich der Grenze kam. Am vierten Tag hörte der Regen auf und die Sonne kam heraus. Für kurze Zeit war es Sommer. Wegen des starken Gegenwindes kam ich aber nur sehr langsam voran. Irgendwann hielt dann ein uralter LADA vor mir und heraus kamen ein Russe und seine dicke Frau. Diese waren begeistert und luden mich zu sich nach Hause ein. Ja warum auch nicht. Also wurde mein Fahrrad in den Kofferraum des dafür viel zu kleines Autos gewuchtet. Die Taschen füllten den restlichen Platz aus. Ich musste mich allerdings auch noch dazwischen quetschen. So lag ich dann verkrampft, aber doch belustigt, eine halbe Stunde lang, bis wir auf einen Feldweg abbogen. Er sagte mir, dass ich keine Fotos machen solle, da hier die Grenze sei…. Scheiße. Nach einiger Zeit kamen wir dann in einer Minisiedlung an. Er parkte das Auto auf seiner Einfahrt und ich wurde in das Haus geführt. Etwas mulmig war mir doch zu mute, da ich keine Sicht auf das Fahrrad hatte. Ich entschied mich dazu, der Situation und diesen Menschen zu vertrauen. Drinnen wurde ich von der Babuschka (der Mutter der Frau) herzlichst begrüßt und sofort wurde Chai gemacht. Ich bekam noch eine warme Kartoffelsuppe mit Speck. So blieben wir ca eine Stunde in der Küche, bis ich ins Wohnzimmer geleitet wurde. Dort sollte ich mich aufs Sofa legen und Fern schauen. Parallel dazu zeigte mir der nette Russe Fotos von sich in Berlin zu DDR Zeiten. Anschließend wurde ich in ein Schlafzimmer gebracht. Hier sollte ich jetzt Mittagsschlaf machen. Nach einer Stunde kam er dann wieder und meinte, dass ich mitkommen soll. Er führte mich in den Hof zu einem kleinen Nebengebäude. Darin war eine Mischung aus Sauna und Baderaum untergebracht. Sie war schon in Betrieb. Er sagte mir, dass ich mich darin waschen könne. Mich entsetzte etwas dies Tatsache, dass der Raum von außen durch einen riesigen Riegel abschließbar war…. In der Sauna eingesperrt langsam verdörren… Es war allerdings zu verlockend und so ging ich hinein. Von außen wurde Feuer gemacht und die Rohre, die durch den Raum verliefen, erhitzten diesen. In dem Raum standen mehrere Wasserschüsseln. Auf den Rohren stand ein riesiger Topf, der das warme Wasser beinhaltete und auf dem Boden stand ein Milchkübel mit kalten Wasser. In einer der leeren Schüssel konnte man es sich dann individuell mischen und sich dann mit einer riesigen Kelle überschütten. Als ich hinaus kam, stand in dem Vorraum eine riesige Karaffe mit eiskaltem Grenadine. Ich saß mit dem Russen auf der Terrasse und danach wurden mir die Haare geschnitten. Sobald das getan war, rief Babuschka zum Essen. Der Tisch war mit allerlei Sachen gedeckt. Das Hauptgericht bestand aus Reis und gedünstetem Fleisch, dazu Teigtaschen und Vielem mehr. Bei der Verabschiedung bekam ich tausend Küsse auf jede Wange und eine dicke Tüte mit Essen in die Hand gedrückt. Wow. Der Russe, dessen komplizierten Namen ich zu meiner Beschämung leider vergessen habe, fuhr mich dann zurück. Er winkte, hupte und war dann weg…. War das gerade wirklich passiert? Ich habe noch nie in meinem Leben so eine herzliche Gastfreundschaft erlebt. Diese kleine Familie, die alles andere als reich war, hat mir den schönsten Tag seit mehreren Monaten geschenkt. Ich war überwältigt.


Am nächsten morgen fuhr ich die letzten 10 Km zur russischen Grenze. Dort standen mehrere Autos mit davor wartenden Menschen. Als sie mich sahen, fingen sie an zu klatschen und zu jubeln. Die Ausreise verlief reibungslos und so fuhr ich zur kasachischen Grenze. Dort war eine riesige Schlange mit wartenden Autos. Wieder feuerten mich alle an, klatschten und winkten. Und ehe ich mich versah…war ich in Kasachstan! Ich hatte es tatsächlich geschafft. Ich war von Berlin mit dem Fahrrad nach Kasachstan gefahren. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. Fast jedes Auto hupte mich an. Andauernd winkten Leute oder wollten Fotos machen.

An diesem Tag fuhr ich 110 km und kam fast bis nach Oral. Nach einer durchnässten Nacht, fuhr ich die letzten Kilometer hinein. Ich suchte nach meinem vorher gebuchten Hostel, doch es war nicht an der angegebenen Adresse…. So stand ich im Nieselregen und war wieder einmal frustriert. Um mich herum standen riesige Villen. Viele wurden noch gebaut. Aus einer Gruppe von Arbeitern kam ein Mann mittleren Alters auf mich zu und versuchte mir zu helfen. Zusammen mit „Aslan“ lief ich herum und suchte, doch leider erfolglos. Er lud mich zu sich nach Hause ein. Es war eine gigantisch große Villa, an dessen Fassade noch gebaut wurde. Ich hatte irgendwie ein komisches Gefühl. Als wir von hinten hinein gingen, wartete drinnen ein weiterer Mann. Arystan. Das Haus war fast komplett leer. Nur ein paar vereinzelte Möbel standen herum. Alle Alarmglocken läuteten. Doch es war zu spät, jetzt war ich drinnen. Aslan überredete mich dazu, duschen zu gehen. Ich rechnete damit, irgendwo eingesperrt zu werden, oder das mir alles geklaut werden würde. Zum Glück gab es Wlan und so fand ich eine alternative Adresse, zwei Blocks weiter. Zusammen gingen wir dahin. Tatsächlich. Das war es. Er half mir einzuchecken und fragte mich erneut, ob ich Hunger hätte. Zuvor hatte ich abgelehnt, weil das geheißen hätte, mein Fahrrad zurück zu lassen. Doch jetzt willigte ich ein. Zusammen mit seinem Freund fuhren wir in einer dicken, weißen Limousine in ein typisch kasachisches Restaurant. Er kannte da offenbar jeden. Er parkte direkt auf der Straße vor dem Eingang und umarmte die Türsteher. Drinnen bekamen wir einen tollen Tisch und sofort kam der Restaurantchef und begrüßte uns. Es folgte ein 4 Gänge Menü. Er erklärte mir, dass er ein Businessman sei und ganz dick im Ölgeschäft mitmischt. Mithilfe von Googletranslator, Fotos und einer englisch sprechenden Person, die sie ab und zu anriefen, verständigten wir uns dann doch ganz prächtig. Als die Rechnung kam, bezahlte er. Er meinte, dass das die kasachische Gastfreundschaft sei. Wow. In vorherigen Gesprächen hatte ich erwähnt, dass ich noch zu einem Elektoladen müsse. Also fuhren sie mich kurzerhand auch dahin. Danach setzten sie mich am Hostel ab und meinten ich solle mich morgen melden, wenn ich Lust habe. Ich war zutiefst beschämt. Jede einzelne Zelle meines Körpers hatte mich vor dieser Person gewarnt und doch lag ich so falsch. Er hatte mir zusammen mit Arystan die Stadt gezeigt, mich zum Essen eingeladen und mich herumkutschiert. Ich denke weiterhin, dass man seinem Bauchgefühl trauen sollte, aber dieser Vorfall zeigt, dass es sich auch lohnen kann überschaubare Risiken einzugehen.

Am nächsten Tag wurde ich von Arystan abgeholt. Zusammen fuhren wir in ein Restaurant, in welches er mich einlud. Wir kommunizierten mit Hilfe von Google Translator, Fotos und ein paar Worten Englisch. Wenn es zu kompliziert wurde, rief er seine in Österreich lebende Schwester Gera an, die dann vermittelte. Für ihre Hilfe bin ich sehr dankbar, da die Organisation des restlichen Tages sonst nicht funktioniert hätte. Sie übersetzte für mich, dass ich gerne einen Arzt besuchen wolle. Die Beschwerden in meinen Knien und im Rücken waren noch schlimmer geworden. Daraufhin rief er mehrere bekannte Ärzte aus anderen Städten an ( er lebt eigentlich in Almaty ). Er meinte, dass die Ärzte in Oral nicht sehr gut seien. Er rief auch ein in Schweden lebenden bekannten Arzt an, der sich meine Beschwerden anhörte und Arystan die Diagnose mitteilte. Mehrere Tage Ruhe und eine bestimmte Salbe. Mehr würden die Ärzte hier auch nicht tun können. So wurde ich auch noch zur Apotheke gefahren um die Salbe zu besorgen. Anschließend fuhren wir noch auf meine Bitte hin zu einer Bank und danach in ein Museum. Darin befand sich eine Ausstellung von Aslan. Am späten Nachmittag wurde ich dann wieder zurück zum Hostel gefahren. Danke für den tollen Tag! Mittlerweile hatte Gera auch meine Nummer und so fragte ich sie, ob es irgendwas gebe, was ich als Geste zurück geben könne. Nein, dass sei halt die kasachische Gastfreundschaft. Ich werde aber im Laufe der Tour ein Video für Arystan und seine Sprachschule drehen. Wirklich das Mindeste, um mich zu revanchieren. Gera informierte mich, dass es eine Fahrradgruppe gibt, denen sie von mir erzählt hat. Sie hatte ihnen von meinen Schmerzen erzählt und so wurden direkt mögliche Lösungen diskutiert. Es hatten sich offenbar sofort Zwei gemeldet, die spontan vorbei kommen wollten. 20 Minuten später waren sie da und machten Fotos für die Gruppe. Der Eine von den Beiden – Valentin – bot mir an, mich am nächsten Tag zu einem Bekannten mit einem Fahrradladen zu begleiten. Am nächsten Tag stand er dann mit seinem Fahrrad vor dem Hostel und so fuhren wir zusammen in die Innenstadt. Im Laden wurde der Lenker nochmal etwas erhöht und der Sattel verschoben. Auf meine Frage, was das kosten würde, kam nur ein Kopfschütteln. Dafür lud ich die Beiden zum Dank zu einer Pizza ein. Im Pizzaladen kam nach einiger Zeit eine Reporterin vorbei, die – mit Valentins Übersetzungshilfe – ein Interview mit mir führte. Einige Stunden später stand ein Artikel über mich in der Onlinerubrik der Zeitung. Vielleicht wird der Artikel morgen noch gedruckt.

Anschließend fuhren Valentin und ich zu einem Fahrradverein. Lauter kleiner Kinder wuselten um mein Fahrrad herum und hatten ihre Zweifel daran, dass ich mit dem dreckigen Teil von Berlin bis hierhin gefahren sei. Der Werkstattmeister ölte mein komplettes Fahrrad ein und stellte den Sattel um mindestens 6 cm höher. Das würde helfen sagte er.


Und tatsächlich, beim Zurückfahren fühlte es sich gar nicht so schlecht an. Nachdem mich Valentin noch mit nach Hause genommen hat, um mich seiner Familie vorzustellen, fuhr ich wieder ins Hostel zurück. Morgen plane ich, noch einmal zu dem Verein“Club“ zu radeln, wo sie mein Rad einmal komplett warten und säubern wollen. Kostenlos. Wow. Andauernd lerne ich neue Leute kennen und es kommen unzählige Einladungen, sodaß mein Tag vollkommen vollgepackt ist. Die Menschen hier sind unfassbar herzlich und die mir entgegengebrachte Gastfreundschaft scheint wirklich von Herzen zu kommen. Sowas wäre in Deutschland unvorstellbar. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas miterleben dürfen. Ich bleibe hier jetzt noch ein bis zwei Tage und dann geht es weiter. Hoffentlich ohne Knie- und Rückenschmerzen.

Diesen Wutanfall hat mein treuer Abstandshalter leider nicht überlebt…

 

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10 Kommentare

  1. Petra Juni 4, 2017

    Hallo Sydney,
    voller Respekt für deinen Mut und deiner Offenheit lese ich deinen Blog. Ehrlich, umfassend und nachvollziehbar deine Beschreibungen, so das man genau deine Gefühle und die Situationen nachvollziehen kann. Es macht Spaß dir zu folgen…Die Gastfreundschaft in Kasachstan beschämt einen beim lesen, denn wirklich….wäre es hier umgekehrt genauso? Wohl nicht. Ich wünsche Dir endlich eine regenfreie Zeit, viele wunderbare Momente mit herzlichen und weiterhin hilfsbereiten Menschen und ganz viel Durchhaltevermögen. Gute Fahrt.

  2. David Juni 1, 2017

    Alles Gute mein Freund. Denk an dich!

  3. Konrad Mai 27, 2017

    Hallo Sidney.
    Wir lesen deinen Block mit viel Begeisterung. Weiterhin noch viel viel Glück.
    Mit Gruß aus Peru
    Konrad und Merlina

  4. sidney Mai 26, 2017 — Autor der Seiten

    Danke für die netten Kommentare 🙂

  5. Eva-Maria Redler Mai 26, 2017

    Lieber Sydney,
    danke für den langen und ausführlichen Bericht – ich bewundere deinen Mut zutiefst und begleite dich mit den besten Gedanken für eine gute Weiterfahrt ohne Schmerzen, ohne Regen und immer wieder herzensguten Menschen für dich!
    Du hast es echt verdient!
    Herzliche Grüße und viel Kraft sendet dir
    Eva-Maria Redler

  6. ami Mai 26, 2017

    Hej Sidney,vilken fantastisk resa du gör. Viär fullaav beundran och önskar dig lycka tillpå resten av din resa!!! Håkanoch Ami

  7. Lumi Mai 25, 2017

    Hey Sidney, es ist unglaublich, wie weit Du es geschafft hast!
    Ich lese mit großer Bewunderung alle Deine Einträge und reise mit Dir jedes Mal ein Stückchen mit.
    Ich wünsche Dir weiterhin Kraft, gute Nerven, positive Gedanken und Vertrauen in Dein Vorhaben!
    Ich drücke Dir die Daumen!!

  8. Katrin Mai 24, 2017

    Hallo Sidney- ich habe schon einiges im Blog gelesen, heute muss ich antworten, da du einen so tollen, ausführlichen Bericht eingestellt hast, der so voller Bewunderung für die Menschen in ihrer Einfachheit und dennoch Wärme ist und mit herrlich nacherlebbaren eigenen Emotionen ist. Das, wie du deinen Schweinehund täglich auf’s Neue besiegst, ist grandios und zollt auch meinen Respekt. Ich wünsche dir von Herzen, dass dein Schutzengel über dir bleibt, die Leute echt und dir weiterhin diese Gastfreundschaft entgegen „weht“, deine Schmerzen, die definitiv von der Überbelastung kommen, sich in Grenzen halten bzw. du sie bis zum Ziel im Griff hast und viele tolle, unvergessliche Erlebnisse!!!
    Auch wenn mir nachwievor nicht klar ist, warum ausgerechnet DIESE Strecke (Radfahren geht doch auch gen Mittelmeer oder oder) mit diesen Schwierigkeiten, aber vielleicht „lüftest“ du das zum Ende hin…., ist’s faszinierend von dir das live zu lesen. Du bringst uns sehr bildlich die Gegend dort rüber – toll. Daher: mein letzter Wunsch- genug des Regens! Drücke die Daumen für die nächsten Wochen- Sonne bzw. zum Radfahren besser: stabile 18/20 Grad, relativ windarm und nicht „zu brennig“ ‍♀️, dass mal alles durchtrocknet und du gut gelaunt voller Endorphine aufm Rad sitzt. Das ist ein sooo geiles Gefühl. Und mit dem, was du da allein uns allen zeigst- muss es „untoppbar“ sein.
    Alles Gute dir weiterhin. Liebe Grüße unbekannterweise – Katrin

  9. Rigmor Jönsson Mai 24, 2017

    Vilken spännande läsning. Hoppas du får träffa lika gästvänliga människor under resten av din resa. Så bra kämpat – vilken fighter du är. Håller tummarna för att du får fint väder, medvind och slipper värk i knä och rygg under resten av din resa. Vi är så stolta över dig. Kram från kusinerna i Skåne.

  10. kai Mai 24, 2017

    Man o Man Sidney, Du bist echt mein Held.
    Ich bewundere Dich….
    In Liebe Dein Papa Kai

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