Meine erste Hauptstadt eines fremden Landes ist erreicht. Die letzten km musste ich leider den Zug nehmen, da sich in meiner Planung offensichtlich einen Fehler eingeschlichen hatte. Da die polnischen Züge nicht sehr fahrradfreundlich sind, musste ich die 1 1/2 stündige Fahrt mein Fahrrad festhalten, was sich als schwieriger als gedacht heraus stellte. Als ich dann endlich am Warschauer Hauptbahnhof ankam, freute ich mich schon auf mein vor der Abreise gebuchtes Hostel, welches sich ca. einen km vom Zentrum entfernt befinden sollte. Und tatsächlich erreichte ich das Etablissement nach einigen Minuten. Die Adresse war gefunden, aber wo war das Hotel? Neben einem großen alten Eisentor befand sich die gesuchte Hausnummer 52, sowie die 54. Das Tor war mit einem Pinpad gesichert und nirgendwo gab es ein Zeichen oder ein Schild, welches auf das Hostel hinwies. Glücklicherweise traf ich eine nette junge Frau, die mich mit reinließ. Nun befand ich mich in einem kleinen Innenhof und bei näherer Betrachtung fand ich dann auch das gesuchte Schild. Aber anders als erwartet, befand ich mich vor einer gewöhnlichen Wohnung, die übrigens auch wieder mit einem Pinpad gesichert war. Also rief ich die Nummer des Betreibers an. Mailbox.
Als ich dann nach einer halben Stunde langsam sauer wurde kamen einige andere Gäste gerade heraus und erklärten mir, dass ich eine SMS mit den Pins und meiner Zimmernummer hätte bekommen sollen. Ein Blick aufs Handy – nichts. Nach unzähligen weiteren Anrufen bekam ich dann endlich eine Angestellte ran, die scheinbar kein Wort von dem was ich sagte verstand. Aber siehe da, einige Minuten später hatte ich dann meine SMS. Vierter Stock, Apartment 27. Natürlich die Wohnung ganz oben. Also rannte ich drei bis vier mal rauf und runter und schleppte alles hoch (30 Kilo Gepäck und 17 Kilo Fahrrad). Oben angekommen inspizierte ich dann mein Zimmer. Die am Fenster liegende Wand war übersät von schwarzen Flecken. Schimmel. Na toll. Als ich dann das Bett etwas genauer ansah, musste ich das Laken erstmal von unzähligen Schamhaaren entfernen. Ich liebte dieses Zimmer jetzt schon. Ich beschloss meinen Schlafsack auf der Matratze auszubreiten und darin zu schlafen. Als ich am nächsten morgen aufwachte, kratzte alles und ich hatte mehrere rote juckende Stellen am Körper. Als ich dann später mit meiner Mutter telefonierte, riet sie mir das Zimmer nach Bettwanzen abzusuchen. Glücklicherweise fand ich keine. Nur eine Kakerlake, die es sich neben mir auf der Matratze gemütlich gemacht hatte.
Zum Glück kam mein Vater dann am späten Abend und leistete mir für die nächsten 20 Stunden Gesellschaft. Glücklicherweise hatte sein Hotelzimmer zwei Betten und so entschied ich mich dazu dort ebenfalls zu nächtigen. Am nächsten Morgen kauften wir in einem Outdoorshop eine Isomatte. Meine Luftmatratze war zwar deutlich kleiner vom Packmaß und um einiges bequemer, allerdings auch viel schadensanfälliger. Außerdem kann ich jetzt die Isomatte, anders als die Luftmatratze außen an die Taschen hängen. Damit habe ich jetzt endlich wieder etwas mehr Platz in den Taschen.
Anschließend setzten wir uns in ein Cafe und redeten den ganzen restlichen Tag. Es tat gut sich mal wieder mit jemanden richtig zu unterhalten. Leider musste Kai am Spätnachmittag wieder abreisen. Damit war ich wieder alleine. Aber ich habe ja jetzt immerhin schon die erste von 28 Wochen geschafft.
Heute habe ich mehrere Modifikationen an meinem Fahrrad durchgeführt und war dann mit zwei Amis aus dem gleichen Hostel etwas essen. Morgen wird hoffentlich mein Pass mit dem letzten Visum ankommen und dann kann ich endlich weiter. Der leichte Teil der Reise ist damit vorbei. Von nun an werde ich etwas schneller in die Pedale treten müssen, um die kurzen Visafristen in den nächsten Ländern einhalten zu können. Es wird hart aber machbar.
Insgesamt hat mir Warschau aber sehr gefallen und ich werde definitiv wieder kommen.
Es ist eine Stadt mit vielen jungen Menschen, die man auch mit einem kleineren Budget besuchen kann.
Ami April 19, 2017
Spännande läsning Sidney! Cykla försiktigt och var rädd om dig hälsar Håkan och Ami.
Nicola April 7, 2017
Ich kann Annika nur Recht geben. Du schreibst toll und es macht viel Spaß Deine Erlebnisse zu lesen. Heute ist der 07. April und wie es scheint, ist es jetzt mit dem Internet nicht mehr so einfach. Aber das hattest Du ja schon angekündigt.
Allzeit gute Fahrt weiterhin.
Petra April 5, 2017
Mein Gott, das sieht ja schlimm aus auf den Bildern. Eindrucksvoll geschrieben, macht viel Spaß zu lesen und Lust auf mehr…. Eindrücke deiner Reise. Danke!
Annika April 5, 2017
Älskling!
Du schreibst so toll! Bin wahnsinnig stolz auf Dich! Denke an Dich und hoffe, dass die nächsten Tagen nicht so schlimm werden wie der Wetterbericht voraussagt! Fahr vorsichtig!
Puss och Kram